Das Wunder von Porz!

Drama, baby, drama – der Saisonabschluss hatte es mehr als in sich! Die gute Nachricht vorweg: Wir konnten uns retten, aber der Weg dahin war absolut außergewöhnlich und der Absteiger, der uns »ersetzt« hat, unglaublich überraschend (und zweifellos bitter – aber einen musste es erwischen).

Doch zunächst noch mal eine Runde zurück. Unsere Niederlage gegen Kleve vor zwei Wochen hatte ich noch nicht aufgearbeitet, weil sie auch sehr unglücklich war. Ein Unentschieden hätte uns gereicht und bei einem »normalen« Verlauf der Dinge wäre es auch so gekommen. Aber Fabian sah leider Gespenster und gab eine Gewinnstellung auf und auch ansonsten schlugen wir uns sehr unglücklich. Vladi und Dirk verloren, während ich eine Gewinnstellung nicht verwerten konnte. Einzig André konnte mit einem spektakulären Turmopfer im Endspiel ein Highlight setzten.

Damit war die Ausgangslage für die letzte Runde klar. Mindestens ein Remis musste her, um sicher in der Liga zu bleiben. Alternativ hätte es gereicht, wenn entweder SF Köln oder Kleve nicht gewonnen hätten – und beide hatten starke Gegner. Insofern waren wir Sonntag vormittag noch recht optimistisch. Allerdings hatten wir in den letzten drei Matches gegen Holsterhausen, SF Köln und Kleve schon völlig unnötig drei Punkte liegen lassen, so dass mir schon schwante, dass sich das alles noch mal rächen könnte.
Unser Gegner Porz III spielte noch um den direkten Aufstieg mit und brauchte nur ein 4:4, um in den Stichkampf für die NRW-Liga zu kommen. Insofern war das Team motiviert. Das Match neigte sich dann nach und nach immer mehr gegen uns. Zwar konnten Achim, André und Norbert H. zunächst einmal drei Remis eintüten. Vladi gewann sogar gegen einen FM, zwar etwas glücklich, aber nach einer Reihe sehr unglücklicher Partien zuvor sicher über die Saison hinweg mehr als verdient. Allerdings standen wir an den restlichen Brettern ausnahmslos nicht sonderlich gut. Am besten sah es noch bei Dirk aus, der noch mal einen halben Punkt zum zwischenzeitlichen 3:2 beisteuern konnte. Fabi, unser Debütant Dino hatten aber allesamt ziemlich zweifelhafte Stellungen. Ich fühlte mich auch nicht besonders wohl, obwohl der Computer sagt, dass ich eigentlich durchgehend ordentlich stand.

Ab hier kam dann auch noch der Druck von außen. Der Schiedsrichter hielt uns über die Ergebnisse von Köln und Kleve auf dem laufenden. Kleve wurde lange Zeit nicht live ins Portal eingespeist, so dass wir da nur raten konnten. Aber Köln holte gegen Kamp-Lintfort, ein wirklich gutes Team, immer mehr Punkte und hatte bald ein 4,5-1,5. Damit war klar, dass Kleve eigentlich nicht gewinnen durfte, wollten wir die Klasse halten. Dementsprechend blieb allen das Herz stehen, als der Schiedsrichter ein 5:2 für Kleve verkündete und wir wähnten uns auf dem sicheren Weg in den Abstieg. Dino kämpfte zwar und gab alles, verlor dann aber doch. Fabi musste ebenfalls bald aufgeben, so dass nur noch meine Partie an Brett 2 lief.

Mit nur noch je knapp drei Minuten auf der Uhr bekam ich plötzlich freilich richtig gute Chancen, nachdem die Partie lange hin und her gewogt hatte, laut Computer aber fast durchgängig mit leichten Vorteilen für mich, obwohl es sich am Brett nicht wirklich so anfühlte! Unsere Partie dürfte die letzte der Liga gewesen sein – und war damit auch die entscheidende. Mit etwas Glück konnte ich in der Hektik am Ende schließlich entscheidend durchbrechen und uns damit den Klassenerhalt doch noch sichern. Entsprechend groß war die allgemeine Erleichterung! Vielleicht ist der Schiedsrichter mein Glücksbringer gewesen, denn bei unserem Erstrundenmatch konnte ich auch als letzter mit etwas Fortune noch das 4:4 für uns sichern. Auf jeden Fall hat er heute wieder einen sehr ruhigen und souveränen Job gemacht und im Auf- und Abstiegskampf die Ruhe behalten und uns mit der Übermittlung der Ergebnisse sehr geholfen.

Absteiger ist völlig unglaublich am Ende Kamp-Lintfort, ein starkes Team, dass sogar nur 2,5 Brettpunkte zum Klassenerhalt gebraucht hätte. Das Liga-Orakel hatte vor dem Spieltag für Kamp-Lintfort zwar die theoretische Möglichkeit des Abstiegs auf dem Schirm, aber auf 0,0% angesetzt. Wir lagen bei etwas über einem Prozent und Kleve war mit 90% klarer Abstiegsfavorit. Tja, so kann’s kommen, wobei es mir für die Schachfreunde in Kamp-Lintfort sehr leid tut. Aber einen musste es am Ende erwischen. Für uns war es jedenfalls das Wunder von Porz, das sich da in den letzten zehn Minuten der ganzen Saison abgespielt hat!

Am Ende des Tages sind wir als Mannschaft mit drei Siegen (einer davon allerdings kampflos), drei Unentschieden und drei Niederlagen tatsächlich sogar sechster geworden! Auch wenn der Klassenerhalt in der ganz konkreten Situation heute um 17:00 wirklich sehr glücklich war, kann ich glaube ich schon sagen, dass wir insgesamt sehr gut mitgespielt haben. Mit 8:8 Punkten vor dem Spieltag letzten überhaupt in Abstiegsgefahr zu sein ist schon eher selten. Aber wir haben ein paar sehr gute Matches gespielt (wie das 7:1 gegen Krefeld) und wirklich viel besser als erwartet gespielt. Nachdem Julius mir zu Saisonbeginn leider mitgeteilt hat, dass sein Studium vorgehen würde (vernünftige Entscheidung!!) und er nach Corona auch die Lust auf Schach verloren hätte, hätte ich nie damit gerechnet, dass wir so gut abschneiden würden. Ende gut, alles gut 😉

Herzliche Grüße
Christian

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