Remis in heißem Nachbarschaftsduell

Das Wetter war nicht unbedingt ideal für den Saisonauftakt der NRW-Klasse. Am zweiten Septemberwochenende waren die Temperaturen mehr als spätsommerlich und der ein oder andere gönnte sich zum Abschluss der Partie ein wohlverdientes Eis. Wir hatten Ratingen I zu Gast, gegen die wir in der jüngeren Vergangenheit noch nie gespielt hatten. Als wir vor zwei Jahren endlich ihre Liga erklommen hatten – nach vielen Matches SFD I gegen Ratingen II, III und auch IV –, musste die erste Mannschaft der Nachbarstadt in Folge von Corona leider das Handtuch werfen und stieg freiwillig ab. Letzte Saison sind sie jedoch ohne große Probleme verdient Aufsteiger geworden, so dass es endlich zum Showdown kam.

Wir hatten urlaubsbedingt einige Ausfälle im Stammpersonal und gingen wohl eher als Underdog ins Derby. Bei Achim tauschte sich in den ersten Zügen alles fix ab, so dass ein frühes Remis die logische Folge war. Mein Saisonauftakt an Brett 2 verlief komisch und fühlte sich nicht ganz echt an. Mein Gegner geriet ein bisschen unter Druck, aber sein Figureneinsteller in Zug 14–16 war völlig unforciert bzw. unnötig. Der Ratinger Kollege versuchte noch einen Verzweiflungsangriff, gab dann aber doch bald auf. Auch an Brett fünf bei Norbert J. und drei bei Andrè ging es schnell. Norbert konnte einen Angriff nicht so recht abwehren, André dagegen in einer scharfen Variante zielgerichtet durchbrechen, so dass wir nach drei Stunden mit 2,5:1.5 vorne lagen. Allerdings spielten da noch die hinteren drei Bretter, an denen wir nominell doch deutlich unterlegen schienen.

Freilich hätten wir gerade hier den Kampf mit etwas mehr Glück und Routine sogar gewinnen können. Dino stand gut bis besser, warf die Partie aber unglücklich weg. Max übersah in Zeitnot sogar einen Gewinn und remisierte nach einem wilden Match, wo zeitweise alles zu hängen schien und damit stand es 3:3. Da Julian an Brett 1 eine zwischenzeitlich vielversprechende Stellung doch nicht so leicht ausbauen konnte und Jan an Brett 6 gegen einen deutlich höher gerateten Gegner einen Bauern weniger im Endspiel hatte, sahen wir langsam schwarz. Julian remisierte dann und mehr war ganz sicher nicht drin, so dass es an Jan war, das Endspiel zu halten – was ihm überraschend einfach gelang.

Das 4:4 war ganz am Ende sicher eher glücklich, über den Matchverlauf betrachtet aber völlig in Ordnung, denn auch wir hatten unsere Chancen, beide Punkte mitzunehmen. Damit haben wir jedenfalls die dritte Saison in Folge das Auftaktmatch nicht verloren. Die Jungs an den hinteren drei Brettern haben toll gespielt, die nächste Generation steht in den Startlöchern!

In den anderen Matches wurde der Aufsteiger (!) Dormagen seiner großen Favoritenrolle mehr als gerecht und fegte mit vier Titelträgern angetreten Porz II mit dem schlimmsten aller möglichen Ergebnisse 8:0 vom Brett. Der zweite Aufsteiger Leverkusen gewann ebenfalls etwas überraschend gegen Kleve, allerdings „nur“ 4,5:3,5. Auch die zweite Mannschaft der Kölner Schachfreunde hat sich diese Saison viel vorgenommen. Da die erste in die Zweite Bundesliga aufgestiegen ist, konnte man sich von dort verstärken, da die Spieler Doppelspielrecht haben. So ist der überzeugende 6,5:1,5 gegen den OSC Rheinhausen nicht allzu verwunderlich. Schließlich verlor der dritte Aufsteiger Kamp-Lintfort noch knapp mit 3,5:4,5 gegen unseren nächsten Gegner, Lasker II. Das Schach-Orakel hat uns übrigens vor der Saison erstmals in die vordere Tabellenhälfte plaziert, verzerrt aber gewohntermaßen, da es nur die formal ersten acht der Aufstellung berücksichtigt, von denen dieses Mal jedoch nur vier spielten.

Herzliche GrüßeChristian

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